Face in Time

Richard Jordan
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Galerie Frey Wien

Über DIE Ausstellung

FACE IN TIME | Abstraktion in Form

Die Veränderung der Zeit steht uns Menschen ins Gesicht geschrieben. Schleichend, fast unmerklich beginnen sich Gesichtszüge Charaktereigenschaften anzupassen. Erst bilden sich kleine Fältchen in den Augenwinkeln: kneifen wir besonders oft die Augen zusammen um besser zu sehen oder sind es Lachfalten? Auf der Stirn entstehen Denkerfalten, oder haben die kleinen Schlieren den oftmaligen Ärger aufgenommen? Das menschliche Gesicht lebt mit der Zeit und mit dem Charakter, denn es zeigt mehr, als man vielleicht freigeben möchte. Genauso verhält es sich auch mit dem künstlerischen Oeuvre von Richard Jordan.

Die wilde Zeit

Der US-amerikanische Maler lebt seit 1985 in Berlin. Davor verbrachte Richard Jordan, 1957 in Ohio geboren, einige Jahr ein New York, wo er in den frühen Achtzigern auf eine differenzierte Kunstszene stieß. Die Vielfalt an verschiedenen künstlerischen Positionen und die Schnelllebigkeit der selbigen inspirierte den jungen Maler. Von der Künstlerin Helen Frankenthaler (1928-2011) griff Jordan eine Bandbreite an Techniken auf, die sich, annähernd an Jackson Pollocks „Drippings“, mit Farbfeldmalerei und Morris Louis und Kenneth Noland beschäftigten. Die hippe New Yorker Szene rund um East Village, wo erste Galerien aus dem Boden schossen, gab dem Künstler Projektions- und v.a. Inspirationsfläche. Die Kunstschaffenden übernahmen Galerien und kuratierten ihre eigenen Ausstellungen: DIY (Do it Yourself) wurde zum neuen Credo. 1984 stellt sich das Musem of Modern Art die monströse Aufgabe Positionen der zeitgenössischen Kunst zu zeigen: „An International Survey of Recent Painting and Sculpture“ Die Ausstellung erregte in New York und im internationalen Raum große Aufmerksamkeit auf Grund einer Kampagne der Guerrilla Girls – ein Zeichen dafür wie viel Medienpräsenz und momentanes Aufbegehren in der Kunstszene New Yorks entstehen konnte. Richard Jordan zeichnete diese New Yorker Zeit v.a. stilistisch. Ein Stil, der sich in seinen aktuellen Arbeiten zeigt, verfestigte sich mit den Jahren und lässt dennoch neue Spuren von Figurativem spüren. Noch 2007 schrieb Sonja Traar, dass keinerlei gegenständliche Tendenzen in den Arbeiten von Jordan zu sehen seien. Heute, 2013, bekennt sich Jordan zu einer naturhaften und organischen Formensprache. Dennoch, die Abstraktion lässt ihn sicherlich nicht los. Die Farbschlieren überdecken die Leinwand. Die Linie der Ölfarbe ist vorherrschend: horizontale oder vertikale Farbbahnen nehmen den nicht vorhandenen Raum ein, füllen ihn mit Farbe und gleichzeitig mit einer gewissen Form oder landschaftsähnlichen Stimmung.

Mit der Zeit: Berlin seit 1985

Bis heute lebt und arbeitet Richard Jordan in Berlin, wo er sich Mitte der 80er Jahre niederließ. Von der stark künstlerisch dominanten Szene New Yorks zog es ihn nach Berlin hin zum politischen Aufruhr, der mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zum Höhepunkt kommt. Die Berliner Mauer war und ist bis heute Fläche künstlerischer Produktion und hat sein Umfeld maßgeblich mitbestimmt.

Sieht man sich „The Landing“ von 2013 an, muten die roten Farbbahnen, die zwar vertikal verlaufen, aber von Horizontalen durchbrochen werden, an wie eine Allee einer toskanischen Landschaft vor einem Fluss. Gleichzeitig könnte man dort wo rot, blau und grün sich vermischen und dennoch nebeneinander existieren, eine skandinavische Häuserreihe am See vermuten. Die Spiegelung wird zum erkennbaren Motiv in einigen aktuellen Arbeiten. Die Liebe zum Natürlichen, zum Landschaftlichen scheint durch und lässt die Malereien Monet-hafte Züge annehmen. Das Verschwimmen von Raum und Zeit, die verwischte Farbe und das Verschwinden von Formen ineinander scheint ein Abbild der Zeit an sich zu sein. Wie schnell vorbeiziehende Landschaften oder im Zeitraffer Aufgenommenes entsteht ein hastiger Blick auf Gesehenes. Wie das Erinnerungsvermögen, verschwimmen die Farben in sich und für die Betrachter ist nicht mehr genau erkennbar welche Geschichte darunter liegt. Es bleibt ein wohliges Gefühl: war das nicht der Ausblick aus dem Hotelzimmer letztes Jahr? Stimmen die Farben mit dem überwältigenden Himmel überein, den ich mir so genau einprägen wollte? Der Moment der Erinnerung vermischt sich mit den Farbengewittern und man beginnt zu assoziieren.

Eine tragende Rolle spielt die angedeutete Figur, die unwillkürlich in Arbeiten wie „Personage“, 2013 in Erscheinung tritt. Standhaft, selbstbewusst und ohne auf die vorbeifließende Farbe Rücksicht zu nehmen, steht sie da. Umrisshaft und im Farbschema verschwindend, möchte Jordan der Figur Platz geben, sie aber nicht in den Vordergrund stellen. Subtil und fast ein bisschen schüchtern spielt der Künstler mit den neuentdeckten Formen.

Realistische Figuren und Gesichter erkennt man bestimmt nicht, denn Richard Jordan bleibt seinem Stil und seiner Technik nach wie vor treu. Pastos aufgetragene Ölfarbe, die an den Rändern leichtfertig abgespachtelt wird, und die suggerierte Richtung – oben/unten, links/rechts – beschreiben ohne Zweifel Jordans Zugang zur Malerei. Aber schleichend, kaum spürbar zeichnet sich eine neue, andere Entwicklungsstufe ab. Wie kleine, sympathische Falten zeigt Jordan eine weitere Seite von sich. Die Komplexität und Vielschichtigkeit des Oeuvres wird spürbar: Charakteristisches wird plötzlich modifiziert und verändert und die Betrachter versuchen sich auf einen neuen Schritt einzustellen, versuchen die Richtung zu erkennen. Bis sie bemerken, dass diese Wahl dem Künstler und seinem Werk und dessen Charakter überlassen ist und mit Sicherheit Veränderung bringt. Schließlich deuten die Fältchen und Spuren des menschlichen Gesichts auch nur auf einen Charakter hin und be- schreiben ihn nicht vollständig. So besteht auch das Werk Richard Jordans aus Andeutungen und Ahnungen, die durch die verwendeten Farben abgeschwächt oder verstärkt werden.

Mag. Lucia Täubler Kunsthistorikerin

über den Künstler

Auszug aus dem Katalogtext "Borders and Landscapes" von Mag. Sonja Traar:

Richard Jordan knüpft nun in gewisser Weise an diese Tradition an, entwickelt jedoch einen sehr persönlichen Weg, seine Form der Abstraktion über die letzten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bis heute fortzuführen. Unberührt von neuen Tendenzen der gegenständlichen Malerei entwickelt er speziell in den letzten beiden Jahren variantenreiche Gestaltungsformen für die formalen Themen, die ihn beschäftigen: Vertikale oder horizontale Farbbahnen, die breiten Pinselstrichen gleichen, sind monochrom bis hin zu reinem Weiß, dann wieder stark farbig auf der Leinwand ausgeführt. Die Übergänge zwischen den Farbbahnen sind manchmal fließend, manchmal schroff. Die Farbbahnen stehen für sich alleine oder werden von einer Ebene aus bunten, dicken  Farbtropfen überlagert. Auf  verschiedene Art treffen Tropfen und darunter liegende Malerei aufeinander: Oftmals nehmen die Tropfen die Farben des pastosen Untergrundes auf, sodass ein stark verdichteter Eindruck entsteht – in einem bunten Farbwirbel  verflechten sich distanzlos Untergrund und darüber gelagerte Malerei.

PRESSESTIMMEN

  • Gabriela Koschatzky-Elias PDF
  • Mag. Sonja Traar PDF

Weitere AusstelLungen des KünstlerS