Für die Ausstellung "The End of Cathedrals" hat sich der Künstler einem fast mystischem Gebiet verschrieben, dem Jakobshavn Gletscher in Grönland.
Durch seine exakten Beobachtungen entstanden außergewöhnliche Aufnahmen eines riesigen geheimnisvollen Gebietes welches seinen eigenen Parametern folgt. In den Eismassen finden sich keine erkennbaren Objekte, welche auf Dimensionen verweisen würden. Die Fotografien könnten Luftaufnahmen sein aber auch kleine Eisfragmente darstellen, sie bieten keine Gewissheit, außer des bevorstehende Verschwindens. Denn nicht nur abgebildeten Formationen in den Fotografien sind flüchtig sondern auch die topografische Lage welche vom Anbeginn schon verloren scheint.
Es gibt Dinge und Ereignisse welche der Mensch nicht kartographieren kann und dennoch akzeptieren muss. Jorge Fuembuena versucht durch seine Werke dem Betrachter das Verhältnis zur Natur verständlicher zu machen aber zugleich aufzuzeigen dass nicht alles für immer fassbar ist.
Der Titel kündigt es unmissverständlich an. Und von diesem Moment an ist in dieser Fotoserie das, was das Zeugnis der Schönheit sein könnte, nicht mehr als ihr Testament, und das Erhabene, dieser emotionale Überschwang, der aus der Erfahrung der Betrachtung einer Landschaft entsteht, treibt uns unaufhaltsam in Richtung Melancholie.
Jorge Fuembuena hat sich ein Gebiet in der Nähe des Mythischen ausgesucht, den Gletscher Jakobshavn (Sermeq Kujalleq), um ein Vorhaben mit romantischen Anklängen in Angriff zu nehmen: die Überwachung und genaue Aufzeichnung der Bewegung dieses riesigen Gebiets, das die nördliche Hemisphäre durchwandert, eingehüllt in ein Licht, das die Chronologie von Tag und Nacht ignoriert. Eine uralte Eismasse, die gleichzeitig ein primitiver Ort und ein unsicheres Territorium ist, wo die mutierende Morphologie der Landschaft von zufälligen Parametern bestimmt wird, die niemand kennt, weil sie niemand beschrieben hat.
Der Gletscher ist ein Raum, der, in Bildern dargestellt, unsere Wahrnehmung seiner Größe herausfordert. In seinem Eis gibt es keine erkennbaren Elemente, die einen Hinweis auf seine Dimensionen geben, und ohne diese zusätzlichen Informationen kann unser Blick nur Vermutungen darüber anstellen, was wie eine Luftaufnahme aussieht, aber vielleicht eine Ansammlung von kleinen Eisfragmenten ist. Diese Fotografien bieten keine Gewissheit; die einzige Gewissheit ist das unmittelbare Verschwinden des Ortes. Dieses Territorium zu kennen, es zu umarmen, ist ein vergebliches Bestreben, denn nicht nur seine Formen sind vergänglich, sondern auch sein Standort. Die topografischen Notizen - Breitengrad, Höhe, Längengrad usw. - veranschaulichen einen Willen, der die Schlacht verloren hat, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Die Unmöglichkeit zu akzeptieren, etwas zu kartografieren, das keine Grenzen hat, und dennoch auf dieser Besessenheit zu bestehen, ist eine Art, unsere Unvollkommenheit anzunehmen und zu verstehen, dass wir auf dem Meer treiben, unfähig, die Gegenwart zu regieren, geschweige denn die Zukunft. Vielleicht ist dieses unlogische Unterfangen nur die Bezeichnung für die Dualitäten - Leben und Tod, Ordnung und Chaos, Realität und Fiktion -, die in diesem Gletscher koexistieren, den Fuembuena in einen metaphorischen Raum verwandelt hat: eine leere Leinwand, auf die er seine Beziehung zur Natur schreiben kann. Und um diese Reflexionen semantisch zu erweitern, verwendet er eine Farbe und ein Licht, die uns einladen, die Landschaft emotional zu erleben.
Wir sind, was wir sehen. So müssen die amerikanischen Landschaftsmaler und Fotografen des neunzehnten Jahrhunderts vor den spektakulären Naturräumen gedacht haben: unberührt und majestätisch. Durch sie konnten sie das Land symbolisieren, das Gott für sein auserwähltes Volk reserviert hatte. Das Epos der amerikanischen Pioniere nutzte die Landschaft als Szenario für das protestantische Paradigma: Der Mensch als Herr der Natur. Der Ruinenkatalog, den dieser Stolz hervorbrachte, bildet später das Substrat von Fuembuenas Projekt. Diese stillen Fotografien deuten auf diese Katastrophen hin und zeigen die Position des Autors in Bezug auf die Ökologie, aber vor allem wollen sie zeigen, dass, wenn wir das sind, was wir sehen, das, was wir sehen, auch in der Lage sein sollte, die Wahrnehmung dessen, was wir sind, zu verändern.
Alejandro Castellote
Bildtitel
01_Titelbild
69°11’52”N, 51°08’06”W, 01:36:25, Altitud 5,421m
02_
69°09’47”N, 51°11’21”W, 25.06.2012, 00:49:22
03_
69°11’02”N, 51°11’21”W, 22.06.2012, 01:18:31
04_
69°09’47”N, 51°11’20”W, 28.06.2012, 19:32:58
05_
69°11'57"N, 51°07'25"W, 24.06.2012, 01:32:54
I don't take pictures because I want to describe reality but because I try to discover it. The space is initiated because we look beyond where we are, beyond us.
What always interests me is the notion of paradox. I have always been more interested in how we build reality than in reality itself. Photography lets me wonder a lot on what is real and what is not.
We as artists look for a language and this has something to do with finding a way to formulate (in this sense, a way of formalizing) what is being told. I think that the how is usually more important than the what, as it indicates a position towards the world; where I photograph from, what is my relationship with photography, etc.
From something concrete, we can see how a world operates. I think photography shows the appearance of things but doesn't translate it.
To me, photography talks about ideas, semantic layers of meaning that we add. I share the questions, the uncertainty.
Photography allows me to interact with others and with the world. I use photography as a tool to reflect upon the nature of the social and the individual being. It helps us build a vision of who we are. My will is to find emotional correspondences, to generate horizontality with the world being photographed and, as Serge Tisseron says, to have a psychic assimilation of the world.